Der Name des Ortes Offenstetten stammt von dem Geschlecht der Offenstetter ab. Sie waren über vierhundert Jahre in der Gegend ansässig. Offiziell erwähnt wird der Ort durch die Weltenburger Urkunden im 11. Jahrhundert.  

Im Jahr 1280 hört man erstmals von einer Vituskapelle, die zur Pfarrei Teuerting gehörte. Da Teuerting ziemlich weit entfernt liegt, wurde im Jahr 1459 trotz geringer Einwohnerzahl eine eigene Pfarrei gegründet. Als Stifter der Pfarrkirche wird Bernhard Offenstetter genannt. Seiner wird heute im großen Epitaph zwischen Chorgestühl und Hochaltar gedacht.

Bis in unsere Zeit sind von dieser Kirche das Fundament des Turmes mit einer gotischen Fensteröffnung, das spätgotische Sakramentshäuschen, eine Auferstehungsfigur, eine Muttergottesstatue, sowie Teile einer gotischen Turmmonstranz erhalten.

In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges wurden die Kirche und das Dorf von den Schweden niedergebrannt. Nachdem wieder Frieden eingekehrt war, begründete Caspar Frennaur (+ 1683) die Offenstettner Frönau-Familie. Auf seine Bitte hin werden im Jahr 1653 die Karmeliten von Abensberg durch die bischöfliche Behörde mit der Seelsorge der Pfarrei beauftragt. Nach seinem Tod übernimmt sein Sohn Georg Caspar Emanuel allein das Erbe. Wenn es später auf seinem Grabstein heißen wird: "Er baute auf von Fundament Kirch, Schloß, mehr Gebäu, daß man sie fast nit mehr erkennt, weil alles gericht ganz neu", so ist das keine Übertreibung. Man möchte ihn vielmehr als den zweiten Gründer des Dorfes und der Pfarrei bezeichnen. 

Mit dem Bau der Kirche wurde Hans Reichertstorfer aus Kelheim beauftragt, der ihn von 1719-21 auch ausführte. Georg Frönau stirbt im Jahr der Fertigstellung und wird als erster in der neugebauten Gruft beigesetzt.

Das Bild für den neuen Hochaltar malt 1722 Johann Gebhard von Prüfening, der ein Schüler der Gebrüder Asam war. Blasius Besenreither, der örtliche Schreinermeister, baut 1728 die Kanzel und 1730 das Orgelgebäude und die Stuhlwangen. Der Siegenburger Schreinermeister Blasius Haidenritter fertigt 1758 die Kirchentüre, die Betstühle im Chorraum und Sakristeischränke an.

Nachdem bis zu diesem Zeitpunkt die Kirche eher schmucklos ausgebaut war, begann 1757 Johann Baptist Zimmermann mit der großartigen Ausgestaltung. Zimmermann gehörte zu den großen bayrischen Baumeistern seiner Zeit und kam auf Betreiben des Staatskanzlers Kreittmayr nach Offenstetten.  


Altarraum St.Vitus Offenstetten
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Der Stuck von Zimmermann hat einfache und überschaubare Konturen, vergleicht man ihn mit italienischen Kunstwerken. Zu Ehren des Staatskanzlers Kreittmayr und dessen Frau, eine geborene Frönau, stellte der Münchner Hofsteinmetz Roman Anton Boos zwei Epitaphien im Stil des Klassizismus her, der auf die Formenwelt  des 4. und 5. Jahrhunderts vor Christus zurückgreift. Der Künstler war Schüler bei Straub und lgnaz Günther sowie der Wiener Akademie.

Der Kirchenpatron, der Heilige Vitus, wird besonders durch das Bildprogramm der Innenausstattung verehrt.

Vitus gilt als der Patron des niederen Adels. Seit dem Ausgang des Mittelalters war dieser Adel Herr der Hofmark Offenstetten. Vitus, auch Veit genannt, gehört zu den volkstümlichen Heiligen der katholischen Kirche und ist einer der vierzehn Nothelfer. In der Grundrissdarstellung der Kirche ist das Bildprogramm ( 1 - 14 ) über den hl. Vitus, das von Martin Heigl, einem Schüler Johann Baptist Zimmermanns gemalt wurde, erläutert.

Das Kind Vitus wird ohne Wissen seines heidnischen Vaters Hylas von seinen Pflegeeltern Modestus und Kreszentia im christlichen Glauben unterwiesen  (1). Noch als Knabe wird er in einer ersten Glaubensbewährung ausgepeitscht (2). Von Engeln wird er mit seinen Pflegeeltern über das Meer in Sicherheit gebracht (3). Wundertätig treibt er aus der Kaisertochter den bösen Geist aus (4). Christus bestärkt ihn im Gefängnis in seiner Treue (5). Er verweigert dem Staatsgott Jupiter das Opfer und wird in einen Kessel mit siedendem Öl geworfen (6). Der Legende nach entsteigt er diesem unversehrt. Für seine Standhaftigkeit empfängt er von Gott die Märtyrerpalme und den Siegeskranz (7).

In weiteren Medaillons wird in symbolischen Darstellungen auf das Leben des hl. Vitus Bezug genommen.

Er kennt keine Angst vor dem Feuer (8). Das Feuer kann ihm nicht schaden (9), im Gegenteil: Wie wohlriechender Weihrauch findet seine Seele wohlgefällige Aufnahme bei Gott (10).

Und wie der Vogel Phönix verjüngt aus dem Feuer hervorgeht, so erlangt Vitus durch sein Martyrium das ewige Leben (11). Über der Apsis ist das Stifterbild, ebenfalls ein Gemälde von Heigl. Vitus ist in der Herrlichkeit als Fürsprecher der Familie Kreittmayr dargestellt (12). Mag, wie das Säulenpaar, alles zerbrechen (13), ich stehe (auf die Fürbitte des hl. Vitus) fest wie ein Felsen im tobenden Meer (14).

Seitlich des Chorbogens befinden sich links das Stifterwappen der Kreittmayr  (15) und rechts das der Frönau (16).

Zu den weiteren erwähnenswerten Ausstattungsgegenständen der Kirche zählen neben der Ewiglichtampel, die von Kreittmayr gestiftet wurde, auch die Rokokobüsten der vier Evangelisten,die von Christian Jorhan aus Landshut gefertigt wurden. Im Bild des Hochaltars werden dem hl. Vitus die Köpfe der Pflegeeltern präsentiert mit dem Hinweis: ,,Wenn du nicht dem Glauben an Christus abschwörst, dann geht es dir genauso!" Doch Vitus bleibt standhaft bis zum Schluss.

Josef Gallmayr aus Essing schuf einen interessanten Tabernakel mit beweglichen Figuren, die bis 1864 funktioniert hatten. Der Tabernakel, der "mechanischer Hostienschrein" genannt wurde, galt wegen seiner beweglichen Figuren als volkstümliche Sehenswürdigkeit. Dieses Werk stellt einen Pelikan dar, der seine Flügel über seine Jungen ausbreitet, wenn man den Tabernakel öffnet. Das Kunstwerk wurde 1960 bei der Ausstellung "Eucharistia" anlässlich des eucharistischen Weltkongresses in München, zusammen mit der bereits erwähnten Ewiglichtampel, gezeigt. Der Künstler schuf noch einen weiteren mechanischen Hostienschrein dieser Art, den er dem Kurfürsten in München schenkte. Beide Werke zeigen echte barocke Frömmigkeit.

Um eine feine Rokokoarbeit handelt es sich bei der Monstranz, die 1761 - 1763 von Johann Christian Reinhard, einem Augsburger Meister, geschaffen wurde. Der Aufbau zeigt unten das Meer mit den Wellen, darüber die Erde mit den Früchten, Trauben und Ähren, dargestellt durch Perlen, grünemaillierte Blätter und Amethysten. In der Mitte die Sonne, von der alles lebt. Um sie herum ist alles Lebendige gruppiert. Über der Schauöffnung befindet sich die Halbfigur Gottvaters mit dem Hl. Geist.

Der barocke Prunkkelch wurde um das Jahr 1700 in Auftrag gegeben. Dieser ist ein Glaubenszeugnis unserer Vorfahren, denen keine Arbeit zuviel, kein Material zu aufwendig, und kein Geld zu teuer war, um zum Ausdruck zu bringen, dass das Kostbarste, das wir haben, eben nicht Gold und Perlen sind sondern derjenige, auf den diese Materialien hindeuten: Unser Herr Jesus Christus, der für uns gestorben und auferstanden ist.

Über einem breiten, mit Akanthusranken und Muscheln verzierten Rand und einer Abtreppung, steigt der Fuß in fast verschliffener Sechspassform hoch. Seine Oberfläche bedecken geflügelte Engelsköpfchen, Akanthusranken, Fruchtgehänge und Blumen, deren Blüten Perlen und Rubine bilden. Durchbrochene Rahmen aus farbig emaillierten Rankenwerk zeigen Besatz aus Flussperlen und Rubinen. Drei hochovale Emailmedaillons sind aufgestiftet. Dargestellt sind die Namenspatrone der Stifter: der Heilige Franziskus, Antonius von Padua und Maria Magdalena. Außerdem sind an Agraffen erinnernde Zierstücke aufgesetzt, die ebenfalls farbig emailliert und mit Perlen und Steinen geschmückt sind.

Der Griff zeigt geflügelte Engelsköpfchen und Fruchtgehänge, sowie drei farbige Medaillons mit Jesus, Maria und Josef. Fast zwei Drittel der Cuppa bedeckt ein nicht durchbrochener Überfang, der die Ornamentmotive des Fußes wiederholt. Die farbigen Emaillemedaillons schildern die Verkündigung an Maria, die Geburt Jesu und die heilige Dreifaltigkeit. Es geht bei der ganzen Gestaltung um den Zusammenhang zwischen  Eucharistie und der Menschwerdung Gottes.

Als weitere erwähnenswerte Einrichtungsgegenstände können die vier Renaissanceleuchter aus dem Jahr 1615 und ein goldbesticktes Messgewand aus dem 18. Jahrhundert,  das wahrscheinlich aus dem Stoff eines Brautkleides von Frau Kreittmayr gemacht wurde, erwähnt werden.

Der Kreuzweg und die alte Orgel sind 1916 in die Kirche gekommen. Nachdem diese pneumatische Orgel verbraucht war, beschloss die Kirchenverwaltung im Jahr 1985, die Firma Hartmann aus Regensburg mit dem Bau einer neuen mechanischen Orgel unter Verwendung des vorhandenen sehr schönen Orgelgehäuses zu beauftragen. Diese Orgel wurde am 10. Juli 1988 durch Weihbischof Wilhelm Schraml eingeweiht.

Die wichtigsten Restaurierungen fanden 1866 im neugotischen Sinne sowie 1905 außen und 1910 innen im neubarocken Verständnis statt.

Den heutigen, guten Zustand des Gotteshauses verdanken wir der Innenrenovierung von 1978-82 und der Außenrenovierung von 1991-93, die unter Pfarrer Josef Eberth durchgeführt wurde. Zum Abschluss der letzten Innenrenovierung weihte der Erzbischof von Jerusalem, Lutfi Laham, am 3.Oktober 1982 einen Stein vom Ölberg zum Altarstein des Volksaltares.

 

Quelle:   Pfarramt Offenstetten
Aktualisiert: 09.03.04