Schloss Offenstetten

Wohl wissen die Offenstettener genau, dass "unser Schloss" der katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg gehört. Trotzdem sprechen sie ganz stolz von "ihrem Schloss". Die Schlossbesitzer der letzten hundert Jahre sind bei den Einheimischen in lebendiger Erinnerung und viele Männer und Frauen hatten und haben bis zur Stunde dort ihren Arbeitsplatz. Wenn es um die Geschichte des Schlosses geht, so sind für viele damit ganz persönliche Jugenderinnerungen und auch Familienschicksale verbunden.

So, wie das Wasserschloss mit seinen vier charakteristischen Ecktürmen vor uns steht, stammt es aus der Zeit des Wiederaufbaus nach dem 30-jährigen Krieg, als der Straubinger Bierbrauer Caspar Frennaur (* 1622, + 1682, später "Frönau") im Jahre 1652 den Besitz übernahm. Doch die markanten, für das bayerische Land der Zwiebeltürme so gar nicht typischen Ecktürme stammen erst von einem Umbau des Jahres 1921. Im Zuge dieser Maßnahme wurde (unter dem Architekten Wolf-Ausgburg) auch der früher offene Innenhof überbaut und das heutige so ansprechende große Treppenhaus angelegt. 

 

Die kleine Zwiebel über dem Eingang erinnert noch an die frühere Schlosskapelle, die 1877 aufgelassen wurde.

 

Seit dem späten 11. Jahrhundert wohnten hier als Hofmarksherren die namengebenden edlen Herren von Offenstetten, deren Andenken zwei Grabdenkmaler in der Pfarrkirche noch wach halten. 

Als Franziska von Frönau 1750 den bayerischen Staatskanzler Kreittmayr heiratete, kam damit manche große Stunde für Offenstetten und sein Schloss, wo z.B. im Zusammenhang mit der Schlacht bei Abensberg nach der österreichischen Generalität für kurze Zeit am 20. April 1809 sogar Napoleon mit 5 Marschällen, 16 Divisionsgenerälen, 120 Stabsoffizieren und 240 Offizieren einkehrte. Der bayerische König Max II war am 14. Juli 1852 zu einem Kurzbesuch hier. 

 

Über die "Steingewerkschaft Offenstetten" (1889-1904) kam das Schloss 1904 an die Familie Herget , dann an Reichlin-Meldegg (-1921), und schließlich über Graf Taufkirchen (1921-1939) an den damaligen Botschaftsrat und nochmaligen deutschen Botschafter in Athen Oskar Schlitter und seine Gemahlin Daisy geb. von Freiberg-Eisenberg-Üxküll, aus deren Hände 1946 das Schloss an die Jugendfürsorge der Diözese Regensburg (Prälat Michael Thaller) ging, die hier als Träger eine große Einrichtung für Behinderte etablierte mit einer eigenen Hauskirche (1970), schulischen Einrichtungen, Behinderten -Werkstätten und Wohnheim.

Schloss-, Wasserschlossanlage, dreigeschossiger Vierflügelbau mit Ecktürmen, 1694-1696, auf älterer Grundlage, mit historischer Ausstattung, Schlossgraben, Schlosspark, ehem. Wirtschaftsgebäude, zwei Trakte südlich des Schlosses, 17./18. Jh.

Bis 1491 Sitz des einheimischen, seit dem späten 11. Jh. erwähnten Edelgeschlechts der Offenstetter, danach mehrfacher Besitzerwechsel. 1652 erwarben die Frenau das im Dreißigjährigen Krieg verwüstete Schloss, das Georg Caspar Emanuel von Frenau 1694-1696 durch Hans Widtmann aus Pfeffenhausen neu erbauen ließ. 1750 kam es durch Heirat mit Maria von Frenau an den bayerischen Staatskanzler Alois Wiguläus Freiherr von Kreittmayr. 1921 bauliche Veränderungen. 1946 Übernahme durch die Jugendfürsorge und Einrichtung eines Behindertenheims.

Ansprechendes Beispiel eines Wasserschlosses. Von Graben umgebene, dreigeschossige Vierflügelanlage mit kräftigen dreiviertelrunden Ecktürmen, die sich nach oben leicht verjüngen und ein viertes, polygonales Geschoss mit ausladender Kuppelhaube von 1921 tragen. Der kleine, ebenfalls überkuppelte Dachreiter im Süden deutet die Lage der ehemaligen, im späten 19. Jh. aufgelassenen Schlosskapelle an. 

Eben da Brückenzugang und ädikular gerahmtes Portal mit großem, farbig gefasstem Stuckwappen Frenau-Kreittmayr. 

Das Innere 1921 neubarock verändert, u. a. Ausbau des geräumigen Treppenhauses im Ostteil sowie mehrerer Säle. In einigen Räumen Stuckaturen des frühen bzw. späten 18. Jhs. Nördlich des Schlosses weitläufiger Park, südlich ehemalige Stallgebäude, zwei eingeschossige, winkelförmig zueinander stehende Walmdachbauten. [Hauskapelle Hl. Engel, entworfen von Joseph Naumann aus Regensburg, geweiht 1970.]

 

Quelle: MSGR. Josef Eberth Gangkofen